Liepaja

Die Vernichtung der Jüdischen Gemeinde von Liepāja

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Die Wissenschaftsstadt Darmstadt feiert in diesem Jahr das 25 jährige Jubiläum ihrer Partnerschaft mit der lettischen Stadt Liepāja. Zur Geschichte dieser Stadt gehört die fast vollständige Vernichtung der jüdischen Bevölkerung während der deutschen Besatzung von 1941 bis 1945 durch Wehrmacht, SS und lettische Hilfstruppen. Von den mehr als 7.000 Juden Liepājas haben nur wenige überlebt.

Die Darmstädter Geschichtswerkstatt erinnert mit einer Veranstaltung am 07. Juni 2018, 19.30 Uhr im Literaturhaus Darmstadt an dieses Verbrechen mit einer Recherche aus Bildern, Dokumenten, Augenzeugenberichten und Auszügen aus Gerichtsakten.

Der Eintritt ist frei

 

„Die Vernichtung der Jüdischen Gemeinde von Liepāja"

Unter dieser Überschrift fand am 07. Juni 2018 im Darmstädter Literaturhaus eine Veranstaltung der Darmstädter Geschichtswerkstatt statt. Liepāja ist die lettische Partnerstadt der Wissenschaftsstadt Darmstadt, deren 25 jähriges Partnerschafts-Jubiläum in diesem Jahr gefeiert wurde. Seit vielen Jahren bestehen – insbesondere angeregt und getragen vom Verein "Darmstäter Initiative für Liepāja" – enge soziale und kulturelle Verbindungen zwischen den beiden Partnerstädten.

Was für viele Städte und Ortschaften Mittel- und Osteuropas gilt, deren jüdische Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Eroberern ausgelöscht wurde, gilt nach Überzeugung der Darmstädter Geschichtswerkstatt erst recht für eine Partnerstadt, deren jüdische Bewohnerschaft in den Jahren der deutschen Besatzung ebenfalls vernichtet worden ist. Wir können uns kein auch nur halbwegs angemessenes Bild von der Geschichte und Kultur unserer Partnerstadt machen, solange wir uns nicht an die unter deutschem Befehl dort verübten Verbrechen erinnern, die weit über 10 % der Bevölkerung der Stadt durch Mord das Leben gekostet haben. Liepāja hatte 1939 über 57.100 Einwohner, darunter ca. 6.000 Juden. Fast die gesamte jüdische Bevölkerung fiel zwischen 1941 und 1945 Mordaktionen zum Opfer, die von den in der eroberten Stadt verantwortlichen Wehrmacht- und SS-Befehlshabern angeordnet und – mit Unterstützung lettischer Hilfstruppen -ausgeführt worden sind.

Zu den jüdischen Opfern sind ungefähr dreitausend weitere Opfer hinzu zu rechnen: sowjetische Kriegsgefangene, auch lettische Gegner der Nazi-Okkupation sowie Roma und behinderte Menschen. Nicht allein die große Gedenkstätte am Strand von Šķēde, 15 Kilometer von Liepaja entfernt, wo über 5.000 Menschen den Massenmorden zum Opfer gefallen sind, auch zahlreiche Gedenksteine und -tafeln im Stadtgebiet Liepajas erinnern an die Schandtaten von damals.

Die Jüdische Gemeinde Liepajas ist – wie in Darmstadt nach 1945 – nach einer Befreiung, der 1990 wieder gewonnenen Selbständigkeit Lettlands, neu entstanden. Ohne unseren, den Beitrag Darmstadts zur Erinnerung an den von Deutschen ausgegangenen Horror in der lettischen Hafenstadt Liepaja ist aus unserer Sicht das Fundament für eine lebendige Partnerschaft wenig tragfähig.

An der Veranstaltung am 7. Juni, die das Ergebnis unserer Recherchen zusammenfasste, haben neben Mitgliedern der Geschichtswerkstatt (Hanni Skroblies, Christoph Jetter, Bernhard Schütz, Elke Francesca Skroblies und Lennart Bartelheimer) auch Klaus Upmeyer (Lehrer an der Bertolt-Brecht-Schule) und Laura Fleck, Jakob Höhl, Roxana Müller sowie Felix Walluf(SchülerInnen der Bertolt-Brecht-Schule) mitgewirkt.

Der auf unserer Homepage veröffentlichte Text bildete die Grundlage des in der Veranstaltung abschnittsweise vorgetragenen Textes: er wurde von einer Abfolge von Fotos und Dokumenten durch eine Powerpoint-Darstellung begleitet. Für die Veröffentlichung auf der Homerpage musste auf diesen visuellen Teil leider verzichtet werden.

Veranstaltungs-Präsentation (PDF)