Rose, Dr. Emil Siegbert

(1884 – 1943)

Emil Siegbert Rose,am 09. Januar 1874 in Pasewalk/Pommern geboren, evangelisch getauft, wächst in einer assimilierten Arztfamilie jüdischer Herkunft in Berlin auf. Nach dem Medizinstudium tritt er in den militärischen Dienst ein, 1905 ist seine Tätigkeit als „Kgl. Oberstabsarzt im 1. Hannoverschen Dragonerregiment Nr. 9“ in Metz dokumentiert, später ist er in Straßburg stationiert.  

Im Januar 1920 tritt er in den zivilen öffentlichen Dienst als Regierungs-Medizinalrat des Versorgungsamts in Darmstadt. 1905 hatte er die aus wohlhabender Familie stammende Franziska Julie geb. Rose aus Mannheim geheiratet, ihr Vater war Teilhaber der Firma Benz & Co. 1912 war der Sohn Erich geboren. Die Familie bezieht eine große Wohnung im Paulusviertel Ohlystraße 33, ausgestattet mit wertvollem Mobiliar, Gemälden und umfangreicher Bibliothek. Durch die NS-Maßnahmen zur Ausplünderung und Beraubung der Juden (Sondersteuern, Vermögensabgabe, Sicherstellung der Konten etc.) wird das Vermögen der Eheleute Rose eingezogen, nur über einen begrenzten Betrag können sie noch selbst verfügen. Ab 1936 wohnen sie in der Wittmannstraße 42. Der verbliebene Besitz fällt nach ihrer Deportation an den Fiskus. 

Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom April 1933 trifft Dr. med. Rose noch nicht, da er vor 1914 verbeamtet und aktiver Offizier im Weltkrieg war. Nach dem „Reichsbürgergesetz“ wird er zum 01.01.1936 zwangsweise in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Bis 1938 kann er noch Patienten in seiner kleinen Privatpraxis behandeln, bis ihm mit dem Approbationsentzug jede ärztliche Tätigkeit verboten ist. 

Emil Rose ist 68, seine Frau Franziska 58 Jahre alt, als sie am 27. September 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert werden. Er stirbt am 13. Dezember, Franziska Rose auf dem Weitertransport nach Auschwitz am 29. Januar 1943. 

Warum war Dr. Rose nicht rechtzeitig aus Deutschland geflohen?  

Er versteht sich als äußerst nationalbewusster Deutscher. Durch ihren „immer für Deutschland“ kämpfenden Sohn – seit 1930 in der Reichswehr, 1934 wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen, dann im spanischen Bürgerkrieg für Franco und mit einer Spanischen Division gegen Russland – fühlen sich die Eltern lange geschützt, bis eine Flucht unmöglich wird. Von ihrem Tod informiert, fällt Erich Rose im Kampf um Leningrad, in dem er wahrscheinlich „den Tod gesucht hatte.“ 

„Wenn ich falle, so trauert nicht, sondern seht darin die Bestimmung meines Lebens, das ich immer im grauen Rock beschließen wollte allen Gewalten zum Trotz.“ (Erich Rose, 1942)  

(Michaela Rützel) 

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