Vortrag zur Geschichte des Bensheimer Traditionskaufhauses
Die derzeit in Lorsch stattfindende Ausstellung mit dem Titel „Legalisierter Raub – Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen“, ist noch bis zum 14. Mai geöffnet. Im Rahmen des parallel stattfindenden Begleitprogramms, lädt der DGB Bensheim zu einem Vortrag über das Bensheimer Traditionskaufhauses Ganz ein. Diese Veranstaltung ist am 22. März um 19:30 Uhr im Haus am Markt in Bensheim. Der Eintritt ist frei.
Das Kaufhaus Ganz & Birkenmeier ging 1936 aus der Firma Zacharias Jacoby hervor. Der zunehmende Antisemitismus zwangen Else Schwabacher und Sophie Jacoby, die Witwe des Firmengründers, ihr Geschäft und Wohnhaus unter Wert an Ernst Ganz und Karl Birkenmeier zu verkaufen. Sie brauchten das Geld, um Deutschland schnellstmöglich verlassen zu können. Nach dem Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg im September 1935 wurde der jüdische Teil der deutschen Bevölkerung zu Bürgern minderen Rechts abgestempelt. Aus diesem Grund kam der Prüfungsausschuss für arisierte Unternehmen bei der Industrie- und Handelskammer Darmstadt in seinem Bericht vom 31.1.1947 zu dem Ergebnis, dass die Firma Ganz & Birkenmeier vormals Zacharias Jacoby, als arisiert zu betrachten sei und eine Sperre zu erfolgen habe.
Im Vortrag gehen Jutta Mussong-Löffler und Günter Löffler auf den Antisemitismus und Judenhass in Bensheim nach der Machtergreifung Hitlers im Januar 1933 ein. Im Mittelpunkt stehen dabei die „formalen Abläufe“ der Arisierung der Firma Zacharias Jacoby und das Entschädigungsverfahren in der Zeit ab 1947. Wie erging es Sophie Jacoby, Else Schwabacher und ihren Angehörigen in der Nazizeit und danach? Wohin führte sie der rettende Weg aus dem nationalsozialistischen Deutschen Reich? Auf diese Fragen versuchen die Referenten eine Antwort zu geben. Das Kaufhaus Ganz, vormals Zacharias Jacoby a.d.B., ist nur ein Beispiel der vielen arisierten Geschäfte in der heutigen Fußgängerzone Bensheims.
Günter Löffler
Jutta Mussong-Löffler